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Advent, Advent: Was bedeutet diese Zeit eigentlich?

Es ist wieder soweit: Bald fängt die Adventszeit an und damit steigt auch die große Vorfreude auf Weihnachten. Aber was bedeutet eigentlich Advent und was sind die damit verbundenen Traditionen?

Die Tage werden immer kürzer, es ist kalt und dunkel draußen. Alle sehnen sich nach Licht und Freude. Weihnachten rückt immer näher, die Adventszeit fängt an – für die Christen, die sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi vorbereiten, aber auch für viele nichtgläubige Menschen in unserer Gesellschaft. Weihnachten – das ist für viele das Fest der Besinnung, der Liebe, der Familie.

Heute wollen wir es aber einmal genauer wissen: Warum feiern wir Weihnachten, was hat es mit der vorhergehenden Adventszeit auf sich? Warum vier Kerzen auf einem Kranz? Und woher stammt eigentlich die Tradition des Adventskalenders?

Was bedeutet eigentlich Advent?

Das Wort Advent, abgeleitet vom lateinischen Verb advenire, kommen, bezieht sich in der christlichen Lehre auf „adventus Domini“. Das bedeutet „die Ankunft des Herrn“. Die Adventszeit ist also eine Vorbereitungszeit auf das große Ereignis der Geburt Christi, welche die Christen eben an Weihnachten feiern.

Die Adventszeit war anfangs – möglicherweise ab der Mitte des 4. Jahrhunderts – eine Fastenzeit, die die Vorchristliche Kirche für die Zeitspanne zwischen dem Martinstag (11. November) und dem Weihnachtsfest am 6. Januar (!) anordnete. Ja, richtig: Der ursprüngliche Termin , an dem die Geburt Jesu gefeiert wurde, war gar nicht der hierzulande übliche Abend des 24. Dezember, sondern der 6. Januar, das Fest der Erscheinung des Herrn. Gefastet wurde zunächst an drei Tagen pro Woche, später an allen Tagen außer Samstag und Sonntag. In den acht Wochen vom Martinsfest bis zum 6. Januar ergaben sich ohne die Wochenenden 40 Fastentage, entsprechend der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern.

Krippenfiguren Jesukind Geburt

Viele Jahre lang wurde der Beginn der Adventszeit durch das Läuten der Glocken eingeläutet. Das dreitägige Adventsfasten, das später auf zwei Tage (Mittwoch und Freitag) erweitert wurde, und der Verzicht auf Fleisch am Sabbat waren bei den älteren Menschen noch Mitte des 20. Jahrhunderts ebenso üblich wie die Teilnahme an den Morgenmessen, die auch als Goldene Messe oder Engelsmesse bekannt waren.

Die Adventszeit in der vierwöchigen Form mit Bezug auf Weihnachten geht auf das 7. Jahrhundert zurück: Papst Gregor der Große legte die Zahl der Sonntage im Advent für die Westkirche auf vier fest. Die vier Sonntage standen symbolisch für die viertausend Jahre, die die Menschen gemäß damaliger Auffassung nach dem Sündenfall auf den Erlöser warten mussten. Im 11. Jahrhundert legte dann Kaiser Konrad II. fest, dass der erste der vier Adventssonntage immer zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember liegen muss. Diese Regel gilt bis heute.

Die Sehnsucht nach Licht

Nicht nur die christliche Tradition prägt die Tage im Dezember, sondern auch die uralte Sehnsucht nach Wärme, Licht und Erneuerung des Lebens in der Dunkelheit des Winters. Bis zur Wintersonnenwende am 21. Dezember werden die Tage immer kürzer, die Dunkelheit um uns herum wächst immer mehr. So, wie es von außen immer dunkler wird, wird es von innen heller – und dies spiegelt sich wiederum in den weihnachtlichen Ritualen: Auf dem Adventskranz wird an jedem Adventssonntag eine weitere Kerze entzündet, damit es dort, wo Jesus an Weihnachten erwartet wird, hell ist.

Winterzeit

Der Adventskranz

Auch die Tradition des Adventskranzes selbst soll genau genommen auf eine „heidnische“ Tradition zurückgehen, nämlich auf den Glauben, dass ein Kreis (Zauberkreis) vor dem Bösen schütze. Schon vor der Verbreitung der Adventstradition holten sich die Menschen daher vermutlich solche Kränze ins Haus, um böse Geister abzuwehren. Diese heidnische Praxis geriet über die Jahrhunderte in Vergessenheit. 1838 wurde sie erstaunlicherweise von einem Christen, dem deutschen Theologen Johann Hinrich Wichern, Gründer des ersten deutschen Kinderheims, wiederbelebt.

J. H. Wichern ließ in einem der Zimmer des Kinderheims einen riesigen hölzernen Kronleuchter anfertigen, um den Kindern die Vorstellung von der Zeit bis Weihnachten zu erleichtern. Er entzündete bei jedem Gottesdienst eine neue Kerze im Kranz des Kronleuchters. Dieser Adventskranz von der Größe eines Wagenrads hatte 24 Kerzen. Jeden Wochentag wurde eine weiße und jeden Sonntag eine rote Kerze angezündet.

Adventskranz mit goldenen Kerzen

Die Idee fand schnell Anklang, aber erst 1860 wurde in Berlin-Tegel die Idee geboren, den Holzkranz durch einen Kranz aus geflochtenem Kiefernholz zu ersetzen und nur vier statt vierundzwanzig Kerzen anzuzünden, um die vier Adventssonntage zu symbolisieren. Spätestens circa seit den 1950er Jahren ist dieser Brauch deutschlandweit verbreitet – auch in nicht religiösen Familien hat sich über die Jahrzehnte diese Tradition durchgesetzt.

Übrigens: In praktizierenden katholischen Familien sind manchmal die Kerzen des Adventskranzes unterschiedlich gefärbt. Die dritte Kerze in der Reihenfolge des Anzündens ist rosa und symbolisiert die Freude über das bevorstehende Fest und die Freude Marias als Mutter; die anderen drei Kerzen sind dann violett. Einen solchen Adventskranz nennt man dann einen „liturgischen Adventskranz“.

Der Adventskalender

In vielen Familien mit kleinen Kindern ist der Adventskalender jedoch ein größerer Hit als der Kranz. Der Kalender soll den ungeduldigen Kleinen helfen, sich mit einem Stück Schokolade oder einem kleinen Spielzeug auf das so sehnlich erwartete Weihnachtsfest einzustimmen.

Die Geschichte des Adventskalenders geht auf Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Da wurde es in religiösen Familien üblich, jeden Tag vom 1. Dezember bis zum 24. Dezember ein kleines Bibelbild an die Wand zu hängen. Ein frühes Zeugnis dieser Tradition stammt aus einem Kinderbuch von Elise Averdieck aus dem Jahr 1851: „Jeden Abend kommt ein neues Bild auf die Tapete, und die Kinder wissen, wenn alle vierundzwanzig Bilder auf der Tapete sind, ist Weihnachten da“.

Adventskalender mit Säckchen

1903 brachte dann der Münchner Verlagsinhaber Gerhard Lang einen gedruckten Kalender mit dem Titel „Im Land des Christkinds“ heraus. Er bestand aus einer Seite, aus der 24 Bilder ausgeschnitten werden mussten. Jeden Tag in der Adventszeit konnten die Kinder ein Bild ausschneiden und aufkleben.

Auch der erste Adventskalender, der bereits Süßigkeiten enthielt, stammte von Gerhard Lang – oder vielmehr von seiner Mutter. Als Kind hatte seine Mutter 24 kleine Kekse auf den Deckel einer Schachtel genäht, von denen er in der Adventszeit jeden Tag einen essen durfte, um sich das Warten auf das Fest zu erleichtern.

Die Geschichte hat ihre Spuren hinterlassen

Der Erste Weltkrieg stoppte die Popularisierung und die Produktion von Adventskalendern, aber ab 1920 begann die Nachfrage wieder zu steigen, was zu einer größeren Auswahl an Motiven führte. Um 1926 produzierte Gerhard Lang die Edition „Die Weihnachtsrose“, den ersten Adventskalender mit 20 Stollwerck-Pralinen.

In den späten 1930er Jahren verkauften dann bereits mehrere Unternehmen Adventskalender. Einer von ihnen war der Franz Eher Verlag, der Zentralverlag der NSDAP, welcher in den 1940er Jahren vom Druckverbot ausgenommen war. Der Begriff „Adventskalender“ wurde von der Partei jedoch zu „Vorweihnachtskalender“ verändert und der traditionelle religiöse Inhalt sollte durch eine politisch besetzte Symbolik und Ideologie ersetzt werden.

Inzwischen hat sich die deutsche Tradition der Adventskalender weltweit verbreitet. Neben der klassischen Version mit kleinen Fenstern und Bildchen kamen über die Jahre viele weitere Versionen hinzu – vom bereits gefüllten Schokoladenkalernder über selbst befüllbare Kalender mit Schubladen, Tannenbaumformen, Versionen mit Alkoholpralinen für Erwachsene bis zu „Bierdosenkalendern“ oder „Kosmetik-Adventskalendern“. Hinzu kommen natürlich die vielen DiY-Kalender, und auch hierfür gibt es inzwischen mannigfaltige Bastel-Vorlagen. Also: Kaufen Sie noch oder basteln Sie schon?