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EC-Karten: Eigentlich sind sie vor 15 Jahren „gestorben“

Ich zahle mit meiner EC-Karte – diesen Satz sagen immer noch viele Leute in Deutschland. Aber die EC-Karten heißen eigentlich seit fast 15 Jahren anders, nämlich: Girocard. Was steckt hinter dem Namenswechsel? 

Viele Deutsche haben eine EC-Karte. Besser gesagt: Sie glauben, dass sie eine haben, aber seit 2007 heißen die Karten anders: Girocard. Mit einer Girocard kann man In- und Ausland an Geld­au­to­ma­ten Geld abheben und an der Kasse im Laden bezahlen. Das Geld wird dabei zeitnah direkt vom Girokonto abgebucht.

EC-Karte, Geldautomat

Wie funktioniert die Bezahlung mit der EC-Karte?

Wenn man mit seiner EC-Karte bezahlt, muss man in der Regel seine PIN eingeben, manchmal erfolgt die Verifikation auch per Unterschrift. Mit dem Eingeben der PIN schickt das Kartenterminal eine Anfrage an die Bank und überprüft, ob das Konto ausreichend gedeckt ist. Ist dies der Fall, wird die Zahlung autorisiert. Bei diesem Vorgang fallen für den Händler Gebühren an. Dafür ist der zu zahlende Betrag aber auch direkt geblockt und er hat ihn zunächst einmal sicher.

Die Alternative dazu ist das Elektronische Lastschriftverfahren, zu dem der Kunde mit seiner Unterschrift eine Einzugsermächtigung gibt. Hier gibt es für den Händler keine Kosten, es wird allerdings auch nicht überprüft, ob das Konto des Zahlenden ausreichend gedeckt ist. Zudem kann eine Lastschrift vom Kunden zurückgebucht werden. Entsprechendes gilt für die verifikationslose Bezahlung von Kleinbeträgen (in der Regel kontaktlose Zahlung, ohne Pin- oder Unterschriftenverifikation, zumeist bis max. 50€). Bei dieser Lastschrift entgeht dem Händler gegebenenfalls eine Zahlung und es fallen Aufwand und weitere Kosten an.

Online geht es nicht

Der größte Haken bei der Girocard: Im Internet kann man mit dieser Karte nicht zahlen. Das ist einer der Gründe, weshalb die Banken die Girokarten aktuell Stück für Stück durch sogenannte Debitkarten ersetzen.

Online Kartenzahlung

Die Debitkarten sind ein Mix aus Giro- und Kreditkarte, es gibt aber ein wesentlichen Unterschied: Während Kreditkarten meist einmal im Monat abgerechnet werden, werden bei der Debitkarte die einzelnen Beträge direkt nach der Bezahlung vom Konto abgezogen – wie bisher bei der klassischen „EC-Karte“.

Wieso eigentlich „EC“?

Erinnern Sie sich noch an den Begriff „Eurocheque“? Genau deshalb nennt sich die EC-Karte so. Mit dem Euroschecks konnten Verbraucher von 1969 bis 2002 grenzüberschreitend bezahlen. Neben dem Scheck gab es auch die Eurocheque-Karten (EC-Karten). Die Eurocheque-Garantie lief aber Ende 2001 aus ; EC-Karten wurden seitdem überhaupt nicht mehr ausgegeben.

Die Abkürzung EC hatte sich aber offenbar in den Köpfen der Deutschen eingebrannt – die Bezeichnung blieb. Unter dem Namen „electronic cash“ hat deshalb die Deutsche Kreditwirtschaft ein auf der Girocard-Funktion basierendes Karten-Zahlungssystem geschaffen, das den teilnehmenden Geschäften die Zahlungen garantiert. Das heißt: Seit 2007 funktioniert das in Deutschland eingesetzte System zum Bezahlen und Geldabheben wie auch die dafür eingesetzten Plastikkarten nach dem oben geschilderten Prinzip „Girocard„; verwirrenderweise wird es aber „electronic cash“ genannt, der Name „EC“ ist also damit im Volksmund erhalten geblieben. Verrückt, oder?

Mastercard stellt die Maestro-Funktion ein

Es wird noch verrückter: Denn auch wenn die Verbraucher noch immer den Namen EC-Karte benutzen, ist dies den Banken so nicht mehr möglich. Weil die Markenrechte für die Bezeichnung EC-Karte nicht bei bei den Banken liegen, sondern bei der internationalen Konkurrenz Mastercard, konnte die Bezeichnung im Bankwesen natürlich nicht mehr erhalten bleiben.

Letztlich ist es inzwischen auch egal: Seit einigen Monaten steht fest, dass ab Juli 2023 die Banken keine Girokarten mehr ausgeben werden. Das System Girocard wird eingestampft. Mastercard stellt dann nämlich die Maestro-Funktion ein, die es unter anderem bisher ermöglicht hat, mit den Giro-Karten am Geldautomat Geld abzuheben. Da diese Funktion inzwischen weltweit betrachtet nur noch sehr wenig mit dem Girocard-System genutzt wird, machen die Zahlungen über Maestro weltweit nur einen sehr geringen Teil aus und die Funktion lohnt sich aus Bankensicht nicht mehr.

Das Debitkarten-System hat sich damit durchgesetzt. Ab 2023 werden dementsprechend keine neuen EC-Karten mit Maestro-Symbol mehr ausgegeben. Sie sind noch im Besitz einer „EC-Karte“? Keine Sorge: Bereits ausgehändigte Karten sind noch bis zu ihrem Ablaufdatum gültig, bis zum Jahr 2027 auch im Ausland. Dann allerdings verlieren zu diesem Zeitpunkt noch gültige EC-Karten mit Maestro-Symbol ihre Auslandsfunktion, auch wenn sie im Inland noch weiter eingesetzt werden können.