Erntedankfest: 6 traditionelle Feierlichkeiten aus aller Welt
Vom deutschen Erntedankfest bis zum chinesischen Mondfest: Weltweit zelebrieren Kulturen den Übergang von Sommer zu Winter durch beeindruckende Traditionen. Jahrhundertealte Rituale spiegeln die Gemeinschaftsgefühle wider, die die Menschheit vereinen. In unserem Artikel haben wir diese faszinierenden Traditionen zusammengestellt.
Wenn sich der Sommer neigt und der Winter ankündigt, ist es in vielen Kulturen der Welt Zeit, Dankbarkeit zu zeigen, Ernten einzubringen und das Ende eines weiteren landwirtschaftlichen Zyklus zu feiern. Die Erntefeste sind nicht nur ein Symbol des Dankes an Mutter Natur, sondern auch ein Zeichen des menschlichen Gemeinschaftssinns. Wir werfen einen Blick auf einige der beeindruckendsten und einzigartigsten Erntefeste aus verschiedenen Teilen der Welt.
Deutschland: Das Erntedankfest
In Deutschland feiern bis heute viele Menschen das Erntedankfest – traditionell, um Gott für eine gute Ernte zu danken. Das Erntedankfest wird am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Die Kirchen werden dann farbenfroh mit Früchten, Gemüse und Getreide geschmückt. Auch wenn es in erster Linie ein religiöses Fest ist, nutzen viele Gemeinden das Erntedankfest auch, um lokale Produkte zu präsentieren und Feste mit Musik und Tanz zu veranstalten.
Das Erntedankfest ist ein fester Bestandteil der deutschen Kultur. Viele Regionen und Gemeinden haben feste lokale Bräuche, zum Beispiel Umzüge, bei denen prächtig geschmückte Erntekronen und -wagen präsentiert werden. In der Vergangenheit war das Erntedankfest auch ein wichtiger Zeitpunkt für Bauern, ihre Waren auf lokalen Märkten zu verkaufen und mit anderen Gemeinden in Kontakt zu treten.
USA und Kanada: Thanksgiving
In Nordamerika ist Thanksgiving eines der bekanntesten Erntefeste. Es erinnert an das Fest der Pilgerväter und der Ureinwohner, das 1621 in Plymouth, Massachusetts, gefeiert wurde. Der zweite Montag im Oktober (Kanada) bzw. der vierte Donnerstag im November (USA) sind die Feiertage, an denen Familien zusammenkommen, um traditionell Truthahn, Kürbispastete und andere saisonale Köstlichkeiten zu genießen.
Thanksgiving ist ein zentrales Element der nordamerikanischen Kultur. Es geht über das Essen hinaus und beinhaltet American Football, Paraden und das gemeinsame Zusammensein mit Familie und Freunden. Thanksgiving erinnert daran, für das Gute im Leben dankbar zu sein. Viele nutzen den Tag daher auch, um sich sozial zu engagieren, indem sie beispielsweise in Suppenküchen helfen.
Indien: Pongal
Pongal, ein Erntefest aus Südindien, wird Mitte Januar gefeiert und dauert vier Tage. Es ehrt die Sonnengottheit und feiert die Ernte von Reis, Linsen und Zuckerrohr. Einer der Höhepunkte ist das Kochen des gleichnamigen Gerichts Pongal. Der süße Reisbrei wird traditionell in einem Tontopf über offenem Feuer zubereitet.
Pongal ist nicht nur ein kulinarisches Fest, sondern auch ein kulturelles Spektakel. Während der Feierlichkeiten sind die Straßen oft mit Rangoli (Bodenkunst) geschmückt und es gibt traditionelle Tänze und Musik. Ebenso bedeutend ist die Verehrung von Tieren während Pongal. Ochsen und Kühe, die für die landwirtschaftlichen Aktivitäten entscheidend sind, werden besonders geehrt, oft durch bunte Bemalungen und Paraden.
China: Das Mondfest
Das chinesische Mondfest, auch bekannt als Mitt-Herbst-Fest, findet am 15. Tag des 8. Mondmonats statt. (Ein Mondjahr mit 12 Mondmonaten ist ca. 354 Tage lang und damit um ca. 11 Tage kürzer als das Sonnenjahr.) Familien versammeln sich, um Mondkuchen zu essen und den Vollmond zu bewundern. Es ist ein Symbol für Einheit und Wiedervereinigung.
Das Mondfest zelebriert nicht nur den Herbst, sondern hat auch tiefgreifende kulturelle und mythologische Bedeutungen. Während Mondkuchen und Tee oft im Mittelpunkt stehen, ist die Geschichte von Chang’e, der Mondgöttin, und ihrem Geliebten Hou Yi fest in den Feierlichkeiten verankert. Legendenerzählungen und Theateraufführungen, die diese und andere Geschichten darstellen, sind in vielen Gemeinden während des Festes üblich.
Ghana: Homowo
Homowo, was „Spott gegen den Hunger“ bedeutet, ist ein Erntefest der Ga-Menschen in Ghana. Das Fest erinnert an eine Zeit der Hungersnot und deren Überwindung durch eine erfolgreiche Ernte. Es beinhaltet Gesang, Tanz und das Verteilen von „Kpekple“, einem traditionellen Gericht aus fermentiertem Mais.
Homowo feiert nicht nur die Ernte, sondern auch die Geschichte und Kultur des Ga-Volkes. Neben Gesang und Tanz spielt das Erzählen von Geschichten aus der Vergangenheit eine zentrale Rolle, und Älteste teilen oft Erzählungen über die Vorfahren und deren Erfahrungen. Die Kontinuität zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist ein Schlüsselthema dieses Festes.
Israel: Sukkot
Sukkot, auch bekannt als Laubhüttenfest, ist ein jüdisches Erntefest, das sieben Tage dauert. Familien bauen temporäre Hütten oder „Sukkot“, in denen sie essen und manchmal schlafen. Diese Hütten erinnern an die 40-jährige Wanderung der Israeliten in der Wüste.
Während Sukkot primär als religiöses Erntefest gilt, hat es auch tiefe geschichtliche und kulturelle Bedeutungen. Die temporären Hütten oder „Sukkot“ sind auch Symbole für die Vergänglichkeit des Lebens. Zusätzlich zu den traditionellen Praktiken werden in vielen Gemeinden besondere Veranstaltungen und Workshops angeboten, die sich mit Themen der Spiritualität und Gemeinschaft befassen.
Obwohl jedes Land und jede Kultur einzigartige Rituale und Traditionen hat, zeigt ein Blick auf die Erntefeste eine universelle Menschlichkeit. Sie alle feiern das Ende eines landwirtschaftlichen Zyklus, zeigen Dankbarkeit für die Gaben der Natur und stärken das Gemeinschaftsgefühl. In einer immer globaler werdenden Welt können solche Traditionen uns daran erinnern, dass trotz unserer Unterschiede gemeinsame Werte und Erfahrungen die Menschheit verbinden.