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Träume sind wichtiger als man denkt

Jeder Mensch träumt. Manche erinnern sich an ihre Träume, andere nicht. Während die Funktion des Schlafs jedem klar ist, bleiben zur Rolle der Träume oft Fragen offen. Deshalb: Wofür sind eigentlich Träume da? Wir haben die Antworten.

Die Schlafwissenschaft hat seit Sigmund Freud einen langen Weg zurückgelegt, aber der österreichische Psychoanalytiker hatte schon damals Recht: Träume liegen näher an der Phantasie als an der Tageswahrnehmung. Träumen ist eine unbewusste geistige Aktivität im Schlaf.

Der niedrige Serotoninspiegel spielt eine Rolle

Die Welt der Träume ist sehr seltsam und bleibt nach wie vor geheimnisvoll: Nach unserem heutigen Wissen verbringen wir 4,5 von 8 Stunden Schlaf mit Träumen – und dennoch können wir uns nur uns nur an einige Minuten davon erinnern, manche Menschen sogar an noch weniger. Die Schlafforschung hat insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten viele neue Erkenntnisse gesammelt.

Experten glauben inzwischen, dass unter anderem der niedrige Serotoninspiegel in der Nacht beziehungsweise im Schlaf dafür verantwortlich ist, dass wir uns nicht an unsere Träume erinnern können. Wir wissen aber immer noch relativ wenig über die Rolle der Träume. Warum haben wir sie – „reinigen“ sie nur unser Gehirn nach den Erfahrungen im Wachzustand oder haben sie darüber hinaus noch einen anderen Zweck?

Träumen, eine Frau träumt

Es ist in der Tat schwierig, die Rolle der Träume zu definieren. Wenn man mit einem emotionalen Problem zu kämpfen hat, kann ein Traum helfen, damit umzugehen. Träumen kann aber auch bei der Lösung eines Problems nützlich sein oder ein freies Spiel des Geistes darstellen.

Es gibt viele Theorien darüber, warum Träume für uns nützlich sind. Wir stellen die wichtigsten vor:

Träume helfen, Erinnerungen zu vertiefen

Nach dieser populären Theorie helfen Träume dabei, wichtige Erinnerungen und Wissen zu speichern und gleichzeitig unnötige Informationen aus dem Gehirn zu filtern. Wenn wir etwas Neues lernen und dann darüber „schlafen“, erinnern wir uns später besser an die erlernten Informationen.

Träume haben eine Warnfunktion

Schlafforschende sagen, dass Träume uns manchmal helfen können, uns etwas bewusst zu machen. In dieser Hinsicht stimmen die heutigen Traumexperten mit Sigmund Freud und seinem ebenso berühmten Kollegen Carl Gustav Jung überein: Die beiden behaupteten, dass unser Unterbewusstsein mit uns durch unsere Träume kommuniziert. Vor allem Jung vertrat die These, dass wir durch die Analyse unserer Träume mehr über uns selbst erfahren können.

Unsere Träume sind wie Therapeuten

Es gibt einen Teil unseres Gehirns, welcher unsere Ratio begründet; für die Gefühle ist die emotionale Sphäre zuständig. In der Regel hat tagsüber unser „rationales Gehirn“ die Kontrolle. Wenn wir träumen, kommt das „emotionale Gehirn“ zum Zuge. Es kann im Traum die während des Tages aufgetretenen Spannungen lösen. In unseren Träumen tauchen daher manchmal Dinge auf, die wir tagsüber – bewusst oder unbewusst – verdrängt haben.

Ein riesiger Gorilla sitzt auf einem Feld und sieht einen Mann mit Hund an

Eine Analyse der im Traum wahrgenommenen Bilder über Symbolzuordnungen ist jedoch nicht ohne weiteres möglich; einer Studie der Universität Ottawa zufolge können die Symbole in Träumen für verschiedene Menschen vielmehr völlig unterschiedliche Bedeutungen haben. Im Rahmen dieser kanadischen Studie wurden zehn Freiwillige gebeten, Einzelheiten eines kürzlich erlebten Traums aufzulisten und eine weitere Liste mit Dingen zu schreiben, die sie während des vorhergehenden Tages getan hatten.

Andere Studienteilnehmer sollten versuchen, die Listen der Tagesaktivitäten und Träume zu vergleichen und miteinander in Verbindung zu setzen – und es war eindeutig: Sie scheiterten an dieser Aufgabe. Eine einheitliche oder auch nur einzelfallbezogene klare Symbolverknüpfung ließ sich nicht herstellen. Daher sind Experten heute der Meinung, dass Freuds Traumdeutungs-Theorie überholt ist. Auch die vielen verschiedenen Traumdeutungsbücher sind dementsprechend ein netter Zeitvertreib, aber aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.

Hilft uns unser Gehirn, mit künftigen Situationen besser umzugehen?

Während des Träumens ist die Amygdala (der Bereich des Gehirns, der für den so genannten „Hit-Or-Run“-Überlebensinstinkt verantwortlich ist), am aktivsten. Eine Hypothese besagt, dass dies darauf zurückzuführen ist, dass unser Gehirn uns im Schlaf auf bestimmte Situationen vorbereitet, sodass wir sie im Wachzustand besser bewältigen können. Einige Forschende meinen, dass Träume als „Training“ für die Bewältigung künftiger Stresssituationen angesehen werden können, während andere glauben, dass die Albträume keinen solchen Nutzen haben.

Träume können kreative Energie freisetzen

Eine andere Hypothese besagt, dass wir träumen, um kreative Energie freizusetzen. Schlafexperten haben gezeigt, dass unser Denken im Wachzustand einer bestimmten Logik folgt, während es in unseren Träumen keine derartigen Einschränkungen gibt, so dass wir unserer Kreativität freien Lauf lassen und sogar kreative Ideen entwickeln können.

Sie haben vielleicht schon einmal von dem Künstler gehört, der mit einem Gedicht, einem Lied, einem Drehbuch oder einer anderen großen Idee aufgewacht ist. Vielleicht küsst Sie im Traum ja auch die Muse? Probieren Sie es aus. Schreiben Sie Erinnerungen an Ihre Träume nach dem Aufwachen schnell auf, bevor sie wieder in Vergessenheit geraten und damit im schlimmsten Fall für immer verloren sind.

Stress, Ängste und Probleme können durch Träume bewältigt werden

Wiederkehrende Träume oder Albträume können darauf hinweisen, dass die träumende Person mit einem ungelösten Problem zu kämpfen hat oder eine schlimme Erfahrung, ein persönliches Trauma nicht bewältigt hat. Träume über Verstorbene können Teil des Trauerprozesses sein.

Schlaftherapeuten empfehlen in solchen Fällen häufig, ein so genanntes Traumtagebuch zu führen. So lassen sich Wiederholungen feststellen, Zusammenhänge erkennen und im besten Fall Antworten auf wichtige persönliche Fragen finden.