Wie wurde die Tanne zum Weihnachtsbaum?
Der Weihnachtsbaum ist das weltweit bekannteste Symbol des Weihnachtsfestes. Doch was ist die Geschichte dahinter? Warum stellen wir ihn auf und welche Bedeutung hat er eigentlich?
Weihnachten kommt zwar erst Ende Dezember, aber in manchen Gegenden der Welt dekorieren die Menschen ihren Weihnachtsbaum tatsächlich schon im Oktober. Mit glitzernden Lichtern, roten, grünen, goldenen und silbernen Dekorationen geschmückt, bringt der Weihnachtsbaum vielen Menschen Freude. Und wussten Sie, dass immergrüne Gewächse schon vor Hunderten von Jahren eine wichtige Rolle im Leben der Menschen spielten?
Neues Leben, Hoffnung, Frieden
Die Parallele vom Weihnachtsbaum zu einem alten heidnischen Brauch sind offensichtlich: Die Tanne wurde schon vor langer Zeit als Symbol des Übergangs von der dunklen Jahreszeit in das hellere Frühjahr aufgestellt. Der Baum symbolisierte neues Leben und die Hoffnung nach einer guten Ernte. Die Verehrung von immergrünen Pflanzen war schon in den Traditionen der germanischen, römischen, ägyptischen und keltischen Kulturen bekannt, manchmal in Form eines immergrünen Zweiges, beispielsweise eines Kranzes oder einer Mistel.
Astronomisch gesehen ist die Wintersonnenwende auf der Nordhalbkugel am 21. Dezember und auf der Südhalbkugel am 21. Juni. Die alten Völker feierten die Wintersonnenwende am 25. Dezember als Geburtstag der Sonnengötter. Im Römischen Reich wurde die Wintersonnenwende ab dem 3. Jahrhundert aufgrund der Verbreitung des Mithraskultes gefeiert.
In der Vorstellung der frühchristlichen Religion wurde die göttliche Quelle des Lichts, das über die Dunkelheit triumphiert, durch Christus symbolisiert. Mit der Geburt des Jesuskindes kommt sozusagen das Licht in die Welt. Die frühe christliche Kirche legte daher nach dem Ersten Konzil von Nizäa (325 n.Chr.) den Jahrestag der Geburt Jesu, das Weihnachtsfest, auf dieselbe Zeit wie die Wintersonnenwende. Somit vereint das Weihnachtsfest die christliche Licht-Vorstellung mit dem heidnischen Brauch, in den besonders dunklen Tagen viele Lichter zu entzünden.
Legenden um den Weichnachtsbaum
Viele Legenden sind mit dem Weihnachtsbaum verbunden. Einer Erzählung zufolge war es kein Geringerer als Martin Luther, der als Erster einen Weihnachtsbaum für sein Kind aufstellte. Der Geschichte nach war der deutsche Reformator eines Winterabends auf dem Heimweg, als er auf einer Tanne ein helles Sternenlicht bemerkte. Luther soll von diesem Anblick so fasziniert gewesen sein, dass er nach seiner Rückkehr nach Hause seiner Familie von dem Phänomen berichten wollte, und in Ermangelung einer besseren Idee nahm er einen Baum aus dem Garten und steckte Kerzen darauf.
Anderen Quellen zufolge war der Vorläufer des Weihnachtsbaums eine Art Holzbrett, das in einen großen Blumentopf gelegt oder an einem Baumstamm befestigt wurde und an dem zwei oder drei dünne Holzstücke kreuzweise angenagelt waren, die sich nach oben hin verkürzten. An den Enden der zusammengenagelten Bretter wurden Kerzen angezündet. Hieraus soll sich die in Deutschland so sehr verbreitete Weihnachtspyramide entwickelt haben, die in alter handwerklicher Tradition bis heute ein Exportschlager weltweit ist.
Alles kam aus Deutschland
Die erste literarisch belegte Erwähnung eines Weihnachtsbaums stammt jedenfalls wohl von dem deutschen Schriftsteller Sebastian Brant aus Straßburg aus dem späten 15. Jahrhundert. In seinem Werk „Narrenschiff“ schrieb er über die Aufstellung eines „Weihnachtsmaibaumes“: Es wurden Tannenzweige ins Haus gebracht, und diese wurden mit Äpfeln und Oblaten geschmückt.
1535 wurden in Straßburg (dem heutigen Elsass, das heute zu Frankreich gehört) kleine Eiben und Stechpalmen verkauft, die dann ohne Kerzen in den Zimmern aufgestellt wurden.
Mitte des 18. Jahrhunderts begannen die Menschen mancherorts in Deutschland, ihre Weihnachtspyramide mit Weihnachtszweigen auf einer schmucklosen Vase zu dekorieren. Manche nahmen wohl auch einen Baum, den sie dekorierten – und diese Tradition verbreitete sich schließlich Schritt für Schritt weltweit, insbesondere durch deutsche Familien im Ausland. So wurde angeblich in Wien der erste Weihnachtsbaum 1814 im Haus der aus Berlin zugezogenen Bankiersfamilie Arnstein aufgestellt.
Weltweite Tradition
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich der Weihnachtsbaumschmuck durch: Immer mehr Menschen schmückten zu Weihnachten einen kleinen Baum oder einen Zweig. Üblicherweise wurden als Lichter damals am Heiligabend Kerzen aufgesteckt. Heute ist das Schmücken von Weihnachtsbäumen ein weltweite, säkulare Tradition, die von aktuellen Trends beeinflusst wird. Dennoch gibt es weltweit viele kulturelle Unterschiede:
In Italien zum Beispiel sind Tannenbäume deutlich weniger verbreitet . Hier wird der Weihnachtsbaum durch Statuen, die Weihnachtsszenen darstellen, ersetzt.
In Russland, Estland, Litauen und Lettland werden die Weihnachtsbäume aufgrund des orthodoxischen Kalenders oft erst an Silvester aufgestellt, während im Vereinigten Königreich die Weihnachtsvorbereitungen bereits im Oktober beginnen und die Bäume bereits zu diesem Zeitpunkt geschmückt werden. Sie schmücken auch Haustüren, Fenster, Tische und Zimmerwände mit Tannenzweigen, Kerzen, Misteln oder Efeu.
Ornamente und Dekorationen
Die Tradition des Christbaumschmückens begann im 16. Jahrhundert. Ursprünglich wurden daran Äpfel, Nüsse, Oblaten, Lebkuchenfiguren, Süßigkeiten sowie Holz- und Textildekorationen aufgehängt.
Die ersten Aufzeichnungen über Glasornamente stammen aus dem Jahr 1848, und bereits gegen Ende des Jahrhunderts wurde in Deutschland mit der Produktion in großem Stil begonnen.
Das oberste Ornament am Baum war früher in der Regel sternförmig, um den Stern von Bethlehem darzustellen. In vielen Regionen Deutschlands hat sich statt des Sterns eine dekorative Spitze mit glitzernden Perlen durchgesetzt, die an einen spitz zulaufenden „Kirchturm“ erinnern soll. Bis heute werden beide verwendet; auch eine Schleife auf der Spitze des Baumes wird immer beliebter.
Ein weiteres wesentliches Element des Weihnachtsbaums sind die Kugeln, die es in verschiedenen Farben und Materialien gibt, die aber alle den Paradiesapfel darstellen. Die klassischen Baumkugeln waren mundgeblasen, aus wertvollem Glas und handgemacht; im Zuge der Globalisierung erhält man sie heute aber auch „katzenfreundlich“ aus nicht zerbrechlichem Plastik – und es gibt heutzutage die unterschiedlichsten Formen und Farben. Weit verbreitet sind auch Glöckchen, Engel, Weihnachtsmänner oder Zuckerstangen. Die in England weit verbreiteten bunten Girlanden, Bänder, Ketten und Engelshaare stellen zum einen die Schlange auf dem Paradiesbaum dar und sollen zum anderen ein Gleichnis sein für die „Fäden der Zeit“. Und haben Sie schon einmal etwas von der so genannten Weihnachtsgurke gehört?
Früher waren Kerzen die gängigste Art, den Baum zu beleuchten; auch eine Illumination des Baums im „Weihnachtszimmer“ mit Wunderkerzen ist historisch belegt. Dies wird bis heute zum Beispiel in Ungarn so praktiziert. Heutzutage ist wohl die Lichterkette die verbreitetste Beleuchtungsart – manche finden es zwar ungemütlich, die Feuerwehr freut sich vermutlich jedoch über jeden Baum ohne brennende Kerzen.
Der Weihnachtsschmuck unterliegt übrigens auch „Modetrends“: War es vor Jahren zum Beispiel noch sehr modern, viele unterschiedlich bunte Kugeln zu benutzen, so wird es heute immer üblicher, dass zwei Saison-Farben den „Trendbaum“ dominieren – in den letzten Jahren waren das neben den Klassikern rot oder gold zum Beispiel Tannenbäume in violett-rosa, türkis-petrol, blau-silber oder auch monochrom geschmückte Tannenbäume. Da verblasst doch fast die Erinnerung an Blei-Lametta! Oder wissen Sie noch, als die Tanne eigentlich eine Kiefer war?