Zeitumstellung 2023: Wann, wie und warum?
Bald ist es wieder soweit: Wir müssen unsere Uhren um eine Stunde vordrehen, die Sommerzeit ist da.
Über die Abschaffung der Zeitumstellung wird in der Europäischen Union seit vielen Jahren diskutiert, bislang ohne Ergebnis. Hat die Hin- und Herdreherei der Uhrzeiger überhaupt einen Sinn? Welche gesundheitlichen Folgen hat die Zeitumstellung im Herbst und im Frühjahr? Wann wurden die Uhren zum ersten Mal in der Geschichte umgestellt? Auf diese Fragen haben wir die Antworten gesucht – und auch gefunden.
Zeitumstellung 2023: in der Nacht vom 25. zum 26. März
In Deutschland müssen die Uhren in diesem Jahr in der Nacht vom Samstag 25. März auf Sonntag, den 26. März um 2 Uhr morgens eine Stunde vorgedreht werden: Die Sommerzeit fängt an.
Auch in den anderen europäischen Ländern wird wie jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst die Uhr um eine Stunde vor- oder zurückgestellt. Dieser Vorgang der Umstellung der Uhrzeit ist auch als Zeitumstellung bekannt.
Ursprung der Zeitumstellung: Kaiser Wilhelms „Kriegszeit“
Die erste Zeitumstellung fand in Deutschland im Jahr 1916, am 30. April, um 2 Uhr morgens statt. Der damalige deutsche Kaiser Wilhelm II. hatte die Zeitumstellung initiiert, um Energie zu sparen, da das Land während des ersten Weltkriegs unter großem Energiebedarf litt. Die Bürger wurden angewiesen, ihre Uhren auf „Kriegszeit“ umzustellen, die bis zum Ende des 1. Weltkriegs aufrechterhalten wurde. Dann war zunächst Schluss mit derlei Umstellungen.
Erst gute 60 Jahre später begann die Rechnung in Sommer- und Winterzeit, so wie wir sie bis heute kennen: 1980 wurde die Sommerzeit in Deutschland eingeführt. Seit 1996 gelten in der Europäischen Union einheitliche Zeiten für die Umstellung (jedes Jahr im März und im Oktober).
EU: Jahrelange Diskussionen ohne Ergebnis
Im Jahr 2017 forderten zehntausende Finnen ihre Regierung auf, eine Initiative zur Abschaffung der Zeitumstellung an die EU-Entscheidungsträger zu richten. 2018 kam die finnische Regierung dieser Aufforderung nach und legte die Angelegenheit der Europäischen Kommission vor.
Die Kommission holte Stellungnahmen von Experten zu Sinn und Unsinn der Zeitumstellung ein, wobei sie sich vor allem auf die Bereiche Verkehr, Energieeinsparungen und Gesundheit konzentrierte. Daraufhin leitete sie eine Online-Konsultation ein, und das Europäische Parlament stimmte dafür, die Kommission aufzufordern, eine gründliche Bewertung der Zeitumstellungsrichtlinie vorzunehmen und gegebenenfalls eine Überarbeitung vorzuschlagen.
Von den befragten 4,6 Millionen EU-Mitbürgern, die den Fragebogen ausgefüllt hatten, wünschten 84 Prozent die Abschaffung der Zeitumstellung. In 25 der 28 EU-Mitgliedstaaten gab es damals eine Mehrheit für die Abschaffung – die drei Nein-Stimmen kamen aus Griechenland, Zypern und Malta.
Der damalige Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kündigte schnell an, dass man sich der Mehrheit beugen werde, und Verkehrskommissarin Violeta Bulc schlug vor, die letzte Zeitumstellung im Frühjahr 2019 durchzuführen. Das war im August 2018. Je näher der Termin rückte, desto klarer wurde aber, dass es nicht so einfach sein würde.
Im Jahr 2020, als das Coronavirus auftauchte, gab es wichtigere Probleme in der Welt als die Zeitumstellung, aber auch in den Folgejahren rückte das Thema in den Hintergrund. Auch zur erneuten Umstellung im aktuellen Jahr 2023 wurde – trotz der eigentlich vorliegenden Mehrheiten – wieder nichts unternommen.
Viele komplizierte Fragen
Wenn man sich die Details ansieht, die für die Abschaffung der Zeitumstellung zu berücksichtigen sind, wird klar, warum die Einigung zwischen den vielen betroffenen Ländern schwierig ist. Ein Haupt-Diskussionspunkt zwischen den EU-Ländern ist nämlich die Frage, welche Zeit denn nach einer Abschaffung der Zeitumstellung die „richtige Zeit“ sein soll.
Ursprünglich wäre es die Winterzeit, aber manche Länder vertreten die Auffassung, dass lieber durchgängig die Sommerzeit gelten solle. Wenn aber nach der Abschaffung die Sommerzeit die einzige verbleibende Zeit wäre, würde das z.B. für Deutschland bedeuten, dass es im Dezember in Köln morgens bis 9:30 dunkel wäre; wenn – entsprechend der Zeitrechnung vor 1980 – die Winterzeit ganzjährig beibehalten würde, würde die Sonne im Juli schon um 4:20 morgens aufgehen.
Gewünscht ist jedenfalls grundsätzlich eine einheitliche Regelung über die EU-Länder hinweg, denn wenn die EU-Länder völlig individuell zu den verschiedenen mittel-, west- oder osteuropäischen Zeitzonen wechseln würden, käme es hierdurch für Grenzgänger und den Wirtschaftsraum zu wirklich komplizierten Bedingungen.
Fakt bleib in jedem Fall: Am westlichen Ende der Zeitzonen (wie in Spanien oder Frankreich) geht die Sonne im Winter bereits jetzt sehr spät auf. Am östlichen Ende hat man hingegen jetzt schon einen frühsommerlichen Sonnenuntergang. Beide Probleme werden mit der Zeitumstellung zumindest relativiert. Das Phänomen würde sich bei einem Komplettwechsel auf die Sommerzeit noch verstärken, bei einem Komplettwechsel auf die ursprüngliche Winterzeit würden die südlichen Länder ihrer Meinung nach jedenfalls „Einbußen“ erleiden.
Es ist insofern kein Zufall, dass die Initiative für die Abschaffung der Zeitumstellung und für die Rückumstellung auf die Winterzeit von Finnland ausging, während sich bei der Online-Konsultation Griechenland und Zypern mehrheitlich jedenfalls für die Beibehaltung der Zeitumstellung aussprachen.
Schlechter Schlaf, Müdigkeit, Gereiztheit
Die gesundheitlichen Folgen einer Zeitumstellung können von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein. Einige können sich schnell an die neue Zeit anpassen, während andere damit Probleme bekommen. Typische Symptome der Zeitumstellung sind Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit und Appetitstörungen. Einige Menschen können auch unter Kopfschmerzen oder anderen körperlichen Beschwerden leiden. Die Zeitumstellung schlägt sich übrigens tatsächlich auch in den Unfallstatistiken nieder.
Es ist wichtig, dass man sich bei einer Zeitumstellung ausreichend erholt, um die Auswirkungen auf die Gesundheit zu minimieren. Regelmäßige Schlafgewohnheiten, eine gesunde Ernährung und viel Bewegung können helfen, das körperlich-seelische Gleichgewicht wiederherzustellen und den Körper bei der Anpassung an die neue Zeit zu unterstützen.
Die Zeitumstellung wurde urprünglich eingeführt, um Energie zu sparen. Wenn es eine Stunde länger hell ist, ist der Verbrauch für Strom geringer – so war die Vorstellung. Wissenschaftler betonen aber immer wieder, dass zwar im Sommer weniger Strom für Licht verbraucht wäre, dafür werde im Frühjahr und Herbst in den Morgenstunden auch mehr geheizt. Wie wir sehen, eine Abschaffung der Zeitumstellung lässt sich nicht von heute auf morgen umsetzen und bleibt eine politische Entscheidung.